41 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage fühlen sich in ihrer Arbeit unterbezahlt. Ist das Ergebnis überraschend?
Würde es den Aussagewert dieser Umfrage relativieren, wenn man die Kinder der Befragten fragt, ob sie meinen, von ihren Eltern angemessen mit Taschengeld versorgt zu werden? Hätten die Meinungsumfrager nicht zugleich mitteilen sollen, wie groß bei den anderen 59 Prozent der Anteil, derer ist, die zugeben, dass sie in ihrem Job überbezahlt sind, und hätten sie herausfinden können, wie viele von den 41 Prozent tatsächlich unterbezahlt sind? 1000 Befragte, die Zahl ist sicherlich zu gering, um zu erheben wie die Ost-West-Verteilung des Gefühls unterbezahlt zu sein aussieht.
So stehe ich jetzt da mit dem Wissen, dass andere Menschen ein ein schlechtes Gefühl haben. Das Gefühl, weniger Lohn zu bekommen, als einem zusteht kann kein gutes Gefühl sein. Als empathischer Mensch müsste ich jetzt rufen „Gehaltserhöhung, Lohnerhöhung!“. So, wie der verunstaltete Quasimodo „Asylrecht“ von einem Turm der Kathedrale Notre Dame herunter rief nachdem die wunderwunderschöne Esmeralda bei ihm Zuflucht gesucht hatte. Also: „Gehaltserhöhung! Lohnerhöhung!“ Hat mich jemand gehört?
Etwas Klarheit in die verkorkste Welt solcher Meinungsumfragen könnte die Befragung der Gegenseite, hier der Arbeitgeber, bringen. Das wäre doch mal ne Erhebung: welches Gefühl haben sie im Bezug auf die Entlohnung ihrer Angestellten? a) es ist wohl eher unter der Entlohnung bei der Konkurrenz, b) ich liege mit meinem Konkurrenten wohl eher auf dem gleichen Niveau, c) ich liege wohl eher über dem, was die Konkurrenz zahlt. Ich prophezeie, mehr als 41 Prozent der Befragten haben nicht das Gefühl, dass sie ihren Angestellten zu wenig bezahlen. Auch hier wäre die Ost-West-Verteilung von außerordentlichem Interesse.